Gibt es irgendwelche Fehler in der Bibel?
Gibt es irgendwelche Fehler in der Bibel?
(German translation of: Are There Any Errors in the Bible?)
Dr. Norman L. Geisler
Die Bibel kann sich nicht irren, da sie das Wort Gottes ist, und Gott sich nicht irren kann. Dies bedeutet nicht, dass es keine Schwierigkeiten in der Bibel gibt. Aber die Schwierigkeiten gibt es nicht auf Grund der vollkommenen Offenbarung Gottes, sondern weil wir sie nur bruchstückhaft verstehen. Die Geschichte der Bibelkritik offenbart, dass die Bibel keine Fehler enthält, aber ihre Kritiker Die meisten Probleme fallen in eine der folgenden Kategorien.
Die Annahme, dass Unerklärliches unerklärlich ist.
Wenn ein Wissenschaftler etwas Unlogisches erkennt, gibt er nicht auf, bis er eine wissenschaftliche Erklärung gefunden hat. Vielmehr motiviert das Unerklärbare dazu, weitere Studien durchzuführen. Dabei konnten Wissenschaftler nicht einmal Meteore, Finsternisse, Tornados, Orkane und Erdbeben erklären. Bis vor kurzer Zeit wussten Wissenschaftler nicht, wie die Hummeln fliegen können. Alle diese Mysterien mussten ihre Geheimnisse der unermüdlichen Ausdauer nachgeben. Wissenschaftler wissen momentan nicht, wie Leben auf den Thermoöffnungen in den Tiefen des Meeres wachsen kann. Aber kein Wissenschaftler wirft das Handtuch und schreit: „Widerspruch!” Ebenfalls nähert sich der bibeltreue Wissenschaftler der Bibel mit derselben Annahme, dass es Antworten auf das Unerklärte gibt.
Kritiker schlugen einmal vor, dass Mose die ersten fünf Bücher der Bibel nicht geschrieben haben könnte, weil die Kultur von Mose ohne schriftliche Zeugnisse bestand. Jetzt wissen wir, dass das Schreiben bereits Tausende von Jahren vor Moses existierte. Außerdem glaubten Kritiker einmal, dass die biblischen Verweise auf die Hethiter völlig erfunden waren. Solche Leute mit so einem Namen hätte es nie gegeben. Nun wurde die nationale Bibliothek der Hethiter in der Türkei gefunden. So haben wir Grund zu der Annahme, dass andere unerklärte Phänomene in der Bibel später erklärt werden.
Die Annahme, dass die Bibel Fehler enthält, bis das Gegenteil bewiesen ist Viele Kritiker nehmen an, dass die Bibel Fehler enthält, bis irgendetwas sich als richtig erweist. Aber, wie ein amerikanischer Staatsbürger wegen eines Vergehens angeklagt wird, sollte die Bibel mit mindestens derselben Annahme der Genauigkeit gelesen werden, der andere Literatur gegeben ist, die behauptet, Sachliteratur zu sein. Dies ist die Art und Weise, wie wir uns aller menschlichen Kommunikationen nähern. Wenn wir dies nicht täten, wäre Leben nicht möglich. Wenn wir annehmen, dass Verkehrszeichen und Ampeln nicht die Wahrheit sagen würden, würden wir wahrscheinlich tot sein, bevor wir etwas anderes beweisen könnten. Wenn wir annehmen, dass ahrungsmittelpakete falsch beschriftet sind, würden wir alle Dosen und Pakete vor dem Kaufen öffnen müssen. Ebenfalls sollte Davon ausgegangen werden, dass uns die Bibel wie jedes andere Buch mitteilt, was die Autoren gesagt haben, erfahren haben und gehört haben. Aber negative Kritiker beginnen mit gerade der entgegengesetzten Annahme. Da wundert es nicht, dass sie schlussfolgern, dass die Bibel voll von Fehlern ist.
Das Verwechseln unserer fehlbaren Auslegungen mit Gottes unfehlbarer Offenbarung
Jesus versicherte, dass die „Bibel nicht gebrochen werden kann“ (Joh 10,35). Als ein unfehlbares Buch ist die Bibel auch unabänderlich.
(Übersetzt von Matthias Ackermann)
Jesus hat gesagt: „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist“ (Mt. 5,18; Lk. 16,17 Elberfelder). Die Schriften haben auch die letzte Instanz, das letzte Wort über alles, was es anspricht. Jesus verwendet die Bibel, um dem Versucher zu widerstehen (siehe Mt. 4,4+ 7+10), dogmatische Streitigkeiten beizulegen (siehe Mt. 21,42), und seine Autorität zu rechtfertigen (siehe Mk. 11,17).
Manchmal ruht biblische Lehre auf historischen Details (siehe Hebr. 7,4-10), einem Wort oder einen Satz (siehe Apg. 15,13-17), oder der Unterschied zwischen Singular und Plural (vgl. Gal. 3,16). Aber, während die Bibel unfehlbar ist, sind es menschliche Interpretationen eben nicht. Auch wenn das Wort Gottes perfekt ist (siehe Ps. 19,7), solange unvollkommene Menschen existieren, gibt es Fehlinterpretationen des Wortes Gottes und falsche Ansichten über seine Welt. In Anbetracht dessen, sollte man nicht so schnell annehmen, dass eine derzeit dominierende Annahme in der Wissenschaft das letzte Wort ist. Einige der gestrigen unwiderlegbaren Gesetze werden auf einmal zu Fehlern durch die heutige Wissenschaft. Also, sind Widersprüche zwischen populären Meinungen in Wissenschaft und weithin akzeptierten Interpretationen der Bibel zu erwarten. Aber vorher sollte man beweisen ob ein wirklicher Widerspruch vorliegt.
Versagen, den Kontextzu verstehen
Der häufigste Fehler von allen Bibelauslegern , darunter auch einige kritische Wissenschaftler, ist ein Text so zu lesen, der außerhalb seines eigentlichen Kontextes steht. Wie das Sprichwort sagt: “Ein Text aus dem Zusammenhang gerissen ist ein Vorwand.” Man kann alles mit der Bibel durch diese falsche Vorgehensweise beweisen . Die Bibel sagt: “Es gibt keine Gott”(Psalm 14,1 Elberfelder). Natürlich sollte man den Kontext lesen: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott“. Weiter kann man auch behaupten, dass Jesus uns ermahnt, nicht dem Bösen zu widerstehen (siehe Mt. 5,39), aber der Kontext, in dem er diese Aussage traf, darf nicht ignoriert werden. Viele Jesu Anweisung wie z.B.: “wer euch bittet, dem gebt” können so falsch ausgelegt werden, dass man sich verpflichtet fühlen könnte, einem kleinen Kind eine Waffe zu geben. Dadurch dass die Bedeutung ohne den Zusammenhang genommen wird, verfälscht es die Schrift und wird zu einer Hauptsünde.
Das Schwierige mit dem Klaren übersetzen
Einige Passagen sind schwer zu verstehen, weil einige Teile der Heiligen Schrift sich scheinbar widersprechen. Jakobus scheint sagen zu wollen, dass das Heil durch Werke erreichbar ist (siehe Jak. 2,14-26), während Paulus lehrt, dass es nur durch Gnade erlangt wird. Paulus sagt Christen ” Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf dass niemand sich rühme” (Eph. 2,8-9; Röm. 4,5, Elberfelder). Doch die Zusammenhänge offenbaren, dass Paulus von der Rechtfertigung vor Gott spricht (allein durch den Glauben), während Jakobus Bezug auf die Rechtfertigung vor anderen Menschen nimmt (die nur sehen, was wir tun).
(Übersetzt von Leo Echner)
Und Johannes und Paulus sprechen von der Fruchtbarkeit, die immer im Leben derer kommt, die Gott lieben.
Das Vergessen der Eigenschaften von den Menschen der Bibel
Mit Ausnahme von kleinen Abschnitten, wie die Zehn Gebote, (Ex 31:18, Elberfelder) wurden “durch den Finger Gottes” geschrieben, war die Bibel nicht wörtlich diktiert. Die Schriftsteller waren nicht Sekretäre des Heiligen Geistes. Es waren menschliche Komponisten, die ihre eigene literarische Stile und Eigenheiten verwendet. Diese menschlichen Autoren verwendeten manchmal menschliche Quellen für ihr Material (vgl. Jos 10:13;. Apg 17,28; 1 Kor 15.33;. Titus 1:12). In der Tat ist jedes Buch der Bibel das Werk eines menschlichen Schriftstellers- alles in allen gibt es etwa 40 von ihnen. Die Bibel offenbart auch verschiedene menschliche literarische Stile. Autoren sprechen von einem Standpunkt des Beobachters, wenn sie von dem Auf-oder Untergang der Sonne (vgl. Jos. 1:15) schreiben. Sie enthüllen auch menschliche Denkmuster, ein-schließlich Gedächtnislücken (vgl. 1 Kor. 1:14-16), als auch menschliche Emotionen (vgl. Gal. 4:14). Die Bibel offenbart spezielle menschliche Interessen. Hosea hat ein ländliches Interesse, Lukas ein medizinisches Anliegen, und Johannes die Liebe zur Natur. Wie Christus, ist die Bibel vollkommen menschlich, aber ohne Fehler. Das Vergessen von der Menschlichkeit der Schrift kann zu falschen Streitbarkeiten führen, welche die Integrität durch ein erhöhtes Wort, höher als das, was üblich ist, für ein menschliches Dokument. Dies wird noch deutlicher, wenn wir die nächsten Fehler der Kritiker diskutieren.
Die Annahme, ein partieller Bericht ist eine Falschmeldung
Kritiker kommen oft zu dem Schluss, dass ein partieller Bericht falsch ist. Dies ist jedoch nicht so. Wenn es so wäre, wäre das meiste von dem, was gesagt worden ist als falsch zu zählen, da nur selten die Zeit und der Raum es zulässt, einen absolut vollständigen Bericht abzugeben. Zum Beispiel das berühmte Bekenntnis von Petrus in den Evangelien:
Matthäus: “Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes” (16:16, Elberfelder).
Mk: “Du bist der Christus” (8:29, Elberfelder).
Lk: “Der Christus Gottes” (9:20, Elberfelder).
Auch die Zehn Gebote, die durch den “durch den Finger Gottes” geschrieben wurden (Deut. 9:10), werden zum zweiten Mal mit Variationen aufgezeichnet (siehe Ex. 20:8-11 mit Deut angegeben. 5,12-15). Es gibt viele Unterschiede zwischen den Bücher der Könige und Chronik in ihrer Beschreibung der gleichen Ereignisse, aber sie hegen keinen Widerspruch in den Ereignissen, die sie erzählen.
Die Annahme, die neutestamentlichen Zitate des Alten Testaments müssen wortwörtlich verstanden werden
Kritiker weisen oft auf Variationen hin, die im Neuen Testament sind, wenn alttestamentliche Schriften verwendet werden und sehen es als Beweis für Fehler. Sie vergessen, dass jedes Zitat nicht ein genaues Zitieren sein muss. Manchmal verwenden wir indirekt und manchmal direkte Zitate. Es war damals (und heute) durchaus akzeptabel als literarischer Stil, die Essenz einer Aussage wiederzugeben ohne den Einsatz der genauen und gleichen Worte. Die gleiche Bedeutung kann gefördert werden ohne die gleichen sprachlichen Äußerungen zu verwenden.
(Übersetzung Dimitri Isaak)
Variationen in neutestamentlichen Zitaten des Alten Testaments fallen in verschiedene Kategorien. Manchmal gibt es sie aufgrund eines Sprecherwechsels. Beispielsweise schreibt Sacharja den Ausspruch Gottes folgendermaßen auf: „Sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben“ (12,10). Als dieser Text im Neuen Testament zitiert wird, spricht Johannes, nicht Gott. Deshalb ist das Zitat verändert in: „Sie sollen auf ihn sehen, den sie durchstochen haben“ (Joh 19,37).
An anderen Stellen, zitieren die Autoren nur einen Teil des alttestamentlichen Textes. Jesus tat das in seiner Heimatsynagoge in Nazareth (vgl. Lk 4,18-19 und Jes 61,1-2). Tatsächlich stoppt er mitten im Satz. Wenn er etwas weiter gegangen wäre, hätte er nicht seinen zentralen Aspekt in dem Text betonen können, „Heute ist die Schrift vor euren Ohren in Erfüllung gegangen“ (V. 21). Der unmittelbar folgende Satz, „Und der Tag der Rache unseres Gottes“ (vgl. Jes 61,1-2), bezieht sich auf sein zweites Kommen.
Manchmal umschreibt oder fasst das Neue Testament den alttestamentlichen Text zusammen (vgl. Mt 2,6). Andere Texte verschmelzen zwei Texte zu einem (vgl. Mt 27,9-10). Gelegentlich wird eine allgemeine Wahrheit erwähnt, ohne einen bestimmten Text zu zitieren. Beispielsweise sagt Matthäus, dass Jesus nach Nazareth zog, „damit erfüllt wird, was bei den Propheten gesagt worden ist: ‚Er soll ein Nazarener genannt werden‘“ (Mt 2,23). Beachte, Matthäus zitiert keinen konkreten Propheten, sondern vielmehr „Prophet“ im Allgemeinen. Einige Texte sprechen von der Niedrigkeit des Messias. Aus Nazareth zu stammen, also ein Nazarener zu sein, war Schimpfwort für Niedrigen Status in Israel zur Zeit Jesu.
Es ist falsch abweichende Berichte anzunehmen, nur weil sich zwei oder auch mehr Berichte desselben Ereignisses unterscheiden, heißt das nicht, dass sie sich gegenseitig ausschließen. Matthäus 28,5 sagt, dass nach der Auferstehung ein Engel am Grab war, während Johannes uns informiert, dass dort zwei waren (vgl. 20,12). Das sind aber keine widersprüchlichen Berichte. Eine unfehlbare mathematische Regel kann dieses Problem leicht klären: Wenn es zwei gibt, gibt es immer auch einen. Matthäus sagte nicht, dass es nur einen einzigen Engel dort gab. Außerdem hätte es an dem Grab an diesem verworrenen Morgen zu einem Zeitpunkt einen Engel am Grab geben können und zu einem anderen Zeitpunkt zwei.
Man muss das Wort „einziger“ zu Matthäus‘ Bericht hinzufügen, um ihn widersprüchlich zu dem des Johannes zu machen. Aber wenn der Kritiker an den Text herantritt, um zu zeigen, dass er irrt, liegt der Irrtum nicht bei der Bibel, sondern beim Kritiker.
Ebenso informiert uns Matthäus (vgl. 27,5), dass Judas sich selbst erhängt. Aber Lukas sagt: „er ist vornüber gestürzt und mitten entzwei geborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen“ (Apg 1,18; LUT 84). Nochmal, diese Berichte schließen sich nicht gegenseitig aus. Wenn Judas sich selbst auf einem Baum erhängte, der am Rand einer Klippe oder Schlucht in dieser felsigen Gegend stand, und sein Körper auf einen scharfen Felsen unter ihm fiel, dann würden seine Eingeweide hervorquellen, wie Lukas es anschaulich beschreibt.
(Übersetzung Robert Koop)
Angenommen, die Bibel stellt sich in allem, was sie beschreibt, als wahr heraus
Es ist falsch anzunehmen, dass alles, was die Bibel enthält, auch von der Bibel für richtig gehalten wird. Die ganze Bibel ist wahr (vgl. Joh 17,17), aber sie hält auch einige Lügen fest, z.B. Satans (vgl. 1Mose 3,4; Joh 8,44) und Rahabs Lüge (Jos 2,4). Die Bibel ist umfassend inspiriert in dem Sinne, dass sie korrekt und wahrheitsgemäß sogar Lügen und Irrtümer sündiger Wesen beschreibt. Die Wahrheit der Schrift findet sich in dem, was die Bibel offenbart, nicht in allem, was sie beschreibt. Wenn man diese Unterscheidung nicht macht, könnte fälschlicherweise geschlossen werden, dass die Bibel Unmoral lehre, weil sie von Davids Sünde erzählt (2 Sam 11,4), dass sie Polygamie unterstütze, weil sie von Salomos Polygamie berichtet (1 Kön 11,3), oder dass sie Atheismus gut heiße, weil sie den Tor zitiert, der sagt: „Es gibt keinen Gott.“ (Ps 14,1).
Wenn man vergisst, dass die Bibel kein technisches Buch ist
Um ehrlich zu sein muss nicht alles in gelehrter, technischer oder sogenannter „wissenschaftlicher“ Sprache formuliert werden. Die Bibel wurde für den normalen Menschen aller Generationen geschrieben, und deshalb benutzt sie auch eine allgemeine Alltagssprache. Der Gebrauch einer beobachtenden, nicht-wissenschaftlichen Sprache ist nicht unwissenschaftlich, allenfalls vorwissenschaftlich. Die Schriften wurden in der Antike nach antiken Standards geschrieben, und deshalb wäre es anachronistisch, ihnen moderne, wissenschaftliche Standards überzustülpen. Deshalb ist es auch nicht unwissenschaftlicher, davon zu sprechen, dass die Sonne stillsteht (Jos 10,12), als sich auf das „Aufgehen“ der Sonne zu beziehen (Jos 1,16). Meteorologen sprechen immer noch vom „Sonnenaufgang“ und „Sonnenuntergang“.
Angenommen, runde Zahlen stimmen nicht
Wie die normale Sprache benutzt auch die Bibel gerundete Zahlen (Jos 3,4; 4,13). Sie beschreibt den Durchmesser als ca. ein Drittel des Umfangs von Etwas (1 Chr 19,18; 21,5). Während dies technisch gesehen nur eine Annäherung ist (vgl. Lindsell, 165-66), mag es vom Standpunkt einer technologischen Gesellschaft aus ungenau sein, von 3,14159265 als von „3“ zu sprechen, aber es ist nicht falsch. Für ein „gegossenes Meer“ (2 Chr 4,2) in einem antiken hebräischen Tempel reicht es aus, auch wenn es für einen Computer in einer modernen Rakete nicht genau genug ist. Man sollte weder von Schauspielern in einem Shakespeare-Stück erwarten, dass sie auf eine Armbanduhr schauen, noch von Menschen eines vorwissenschaftlichen Zeitalters, dass sie präzise Zahlenangaben machen.
Ablehnung literarischer Stilmittel
Menschliche Sprache beschränkt sich nicht auf eine Art des Ausdrucks. Deshalb gibt es auch keinen Grund anzunehmen, dass in einem göttlich inspirierten Buch nur ein literarisches Genre benutzt wurde. Die Bibel zeigt eine ganze Reihe von literarischen Stilmitteln. Ganze Bücher sind poetisch geschrieben (z.B. Hiob, Psalmen, Sprüche). Die synoptischen Evangelien weisen Parabeln auf. In Galater 4 benutzt Paulus eine Allegorie.
(Übersetzung Ute Cron-Boengeler)
Das Neue Testament ist voll von Metaphern (siehe 2. Kor. 3,2-3; Jak. 3,6), Gleichnissen (siehe Mt. 20,1; Jak. 1,6), Übertreibungen (siehe Joh. 21,25; 2. Kor. 3,2; Kol. 1,23) und sogar poetischer Figuren (siehe Hiob 41,1). Jesus verwendet Satire (siehe Mt. 19,24; 23,24). Sprachfiguren treten in der ganzen Bibel häufig auf.
Es ist kein Fehler für einen biblischen Schreiber eine Sprachfigur zu verwenden, aber es ist ein Fehler für den Leser die Figur wörtlich zu nehmen. Es ist offensichtlich, dass die Bibel, wenn sie von dem Ruhen des Gläubigen unter dem Schatten der „Flügeln“ Gottes spricht (siehe Ps. 36,7), damit nicht meint, dass Gott ein gefiederter Vogel ist. Wenn die Bibel sagt, dass Gott „erwacht“ (siehe Ps. 44,23), so als ob er schlafen würde, meint sie damit, dass Gott zum Handeln geweckt wird.
Vergessen, dass nur der Originaltext irrtumslos ist
Es wurden echte Fehler in den Kopien von Bibeltexten gefunden, die hunderte von Jahren nach den Autographen gemacht wurden. Gott sprach nur den Originaltext der Schrift und nicht die Kopien. Daher ist nur der ursprüngliche Text ohne Fehler. Inspiration garantiert nicht, dass jede Kopie ohne Irrtum ist; vor allem die Kopien, die von Kopien von Kopien von Kopien gemacht wurden. Zum Beispiel gibt die King James Version (KJV) von 2. Könige 8,26 das Alter von König Ahasja als 22 an, während 2. Chronik 22,2 von 42 [Jahren] spricht. Die letztere Nummer kann natürlich nicht richtig sein, sonst wäre er älter als sein Vater. Das ist natürlich ein Fehler des Abschreibers, aber es ändert nichts an der Unfehlbarkeit des Originals.
Erstens befinden sich diese Fehler in den Kopien, nicht den Originalen. Zweitens sind es unbedeutende Fehler (meistens in Namen und Nummern), ohne Einfluss auf die Lehre. Drittens sind diese Fehler relativ wenig in ihrer Anzahl. Viertens wissen wir in der Regel aufgrund des Kontextes oder einer anderen Schrift, was der Fehler ist. Zum Beispiel muss Ahasja 22 Jahre alt sein. Und schließlich dringt, auch wenn ein Abschreibfehler vorhanden ist, die gesamte Botschaft dennoch durch. Wenn du zum Beispiel ein Brief mit der folgenden Aussage bekommst, würdest du annehmen, dass du etwas Geld bekommen könntest?
#IE HABEN 10 MILLIONEN € GEWONNEN.
Auch wenn hier ein Fehler im ersten Wort ist, kommt die eigentliche Botschaft an – du bist 10 Millionen Euro reicher! Und wenn du am nächsten Tag einen weiteren Brief erhalten würdest, was wie folgt zu lesen wäre, dann wärst du dir umso sicherer:
S#E HABEN 10 MILLIONEN € GEWONNEN.
Je mehr Fehler dieser Art vorhanden sind (jeweils an einem anderen Platz), desto sicherer bist du über die eigentliche Botschaft. Dies ist der Grund warum schriftliche Fehler in den biblischen Manuskripten keinen Einfluss auf die eigentliche Botschaft der Bibel haben.
Verwechslung zwischen allgemeinen und universalen Aussagen
Wie auch andere Literatur, verwendet die Bibel oft Verallgemeinerungen.
(Übersetzung Jakob Grundmann)
Das Buch der Sprüche enthält viele davon. Sprichwörtliche Aussagen bieten von ihrer Beschaffenheit generelle Leitung, nicht allgemein gültige Sicherheiten. Sie sind Regeln für das Leben, jedoch Regeln, die auch Ausnahmen einräumen. Sprüche 16,6: „Wenn der HERR an den Wegen eines Mannes Wohlgefallen hat, lässt er selbst seine Feinde mit ihm Frieden machen.“ (Pro 16:7 ELB). Offensichtlich war es nicht die Absicht dieser Aussage, eine immer zutreffende Wahrheit zu zeigen. Paulus war für Gott ein Wohlgefallen und seine Feinde steinigten ihn (Apg.14, 19). Jesus gefiel dem HERRN und seine Feinde kreuzigten ihn. Nichtsdestotrotz ist es eine generelle Wahrheit, dass jemand, der in seinem Handeln Gott gefällt, die Feindseligkeit seiner Feinde auf ein Minimum reduzieren kann.
Sprüche sind Weisheit (allgemeine Führer), nicht Gesetz (universell bindende Imperative). Wenn die Bibel verkündigt: „Ihr sollte heilig sein, denn ich bin heilig“ (Lev.11, 45), dann gibt es hier keine Ausnahmen. Heiligkeit, Güte, Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit sind verwurzelt im Wesen eines unveränderlichen Gottes. Die Weisheitsliteratur jedoch wendet Gottes allgemein gültige Wahrheiten auf wechselnde Lebensumstände an. Die Ergebnisse werden nicht immer dieselben sein. Dennoch sind sie hilfreiche Leiter.
Vergessen, dass spätere Offenbarung die jüngere ablöst.
Manchmal erkennen Kritiker die fortschreitende Offenbarung nicht. Gott offenbart nicht alles auf einmal, auch stellt er nicht immer dieselben Bedingungen für jeden Zeitabschnitt der Geschichte. Einige seiner späteren Offenbarungen werden frühere seiner Offenbarungen ablösen. Bibelkritiker verwechseln manchmal eine Veränderung in Offenbarung mit einem Fehler. Es ist kein Widerspruch, dass Eltern einem sehr kleinen Kind erlauben mit Fingern zu essen, aber von einem älteren Kind erwarten, dass es mit Gabel und Löffel isst. Das ist fortschreitende Offenbarung, in der jede Anordnung den Umständen angepasst ist.
Es gab eine Zeit wo Gott das menschliche Geschlecht auf eine Probe stellte, indem er ihnen verbot von einem bestimmten Baum im Garten Eden zu essen (siehe Gen. 2,16-17). Dieses Verbot ist nicht mehr wirksam, aber die spätere Offenbarung widerspricht der früheren nicht. Zudem gab es eine Zeit (unter dem mosaischen Gesetz) in der Gott anordnete, dass Tiere geopfert werden sollten für die Sünde der Menschen. Jedoch, seitdem Christus das perfekte Opfer für Sünde gebracht hat (siehe Hebräer 10, 11-14), ist dieses alttestamentliche Gebot nicht mehr wirksam. Es gibt keinen Widerspruch zwischen den späteren und früheren Anordnungen.
Natürlich kann Gott nicht Gebote ändern, die mit seinem unveränderlichen Wesen zusammenhängen (siehe Mal.3, 6; Heb.6, 18). Zum Beispiel: Da Gott Liebe ist (siehe 1.Joh.4, 16), kann er nicht befehlen, dass wir ihn hassen. Auch kann er nicht anordnen, was logisch unmöglich ist. Zum Beispiel beides, gleichzeitig opfern und nicht opfern für Sünde und im gleichen Sinne. Aber ungeachtet dieser moralischen und logischen Grenzen, kann und hat Gott unwidersprüchliche, fortschreitende Offenbarungen gegeben, die, wenn sie aus ihrem eigentlichen Kontext genommen und nebeneinandergestellt werden, widersprüchlich aussehen können.